Wolken-WG unterwegs! Woche III

«Schnüffler»

Verfolgungsjagd & Grenzbeamte

Die dritte und letzte Woche unserer Reise ist angebrochen. Wir sind mittlerweile ganz im Süden Albaniens.

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Von unserem Stellplatz mit der Wolke (unserem fahrbaren Untersatz) inmitten uralter Olivenbäume sehen wir die griechische Insel Korfu am Horizont.

Gijpe war neben Bovilla (hier nachzulesen) unser zweites Ziel der Reise. Von Freund*innen hörten wir, dass man dort mehr oder weniger direkt am Strand klettern kann.

«Gijpe»

Obwohl wir ein wenig enttäuscht waren, dass sich mittlerweile ein großer Campingplatz unten am Strand breit gemacht hat und auch riesige 4×4 SUVs herumstanden, war es zum Klettern wunderschön.

Die passiv-aggressiv knurrenden Straßenhunde haben beim Zustieg im Dunkeln für zusätzliche Atmosphäre gesorgt.

«Ziege als Adam-Ersatz?»

Insgesamt waren wir vier Tage in Gijpe und haben die Hitze einfach über uns ergehen lassen. Auch an konstante 40 °C  gewöhnt man sich anscheinend irgendwann.

Unsere Wolken-WG war geschrumpft, Adam ist letzte Woche heimgereist, dafür kam einmal am Tag immer eine riesige, nicht unbedingt wohlriechende Ziegenherde vorbei.

«1:0 für Michi»

Ein zotteliger Ziegenbock leistete uns immer wieder Gesellschaft und zeigte besonderes Interesse an unseren verbliebenen Lebensmitteln – viel war nicht mehr übrig, wir also knausrig. Es blieb erstmal beim Schnuppern.

Am letzten Tag schlich sich der Bock während ich im Bett las jedoch unauffällig an, schnappte sich meine rote Badehose vom Campingstuhl und galoppierte mit ihr davon – ich war, obwohl ich es selbst gesehen hatte, noch immer völlig im Buch vertieft. Als Nächstes sah ich Michi, der aufsprang und dem Bock schreiend hinterher sprintete. Die Kurzfassung der Verfolgungsjagd: Michi gewann und kehrte mit der Trophäe zurück.

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Dann ging es mit dem Ziel Ohrid-See das erste Mal seit wir von Wien losgefahren sind wieder in Richtung Norden. Laut neueren Sedimentsanalysen ist er der älteste (nicht vergessene) See Europas und einer der ältesten der Welt. Zahlreiche Quellbäche speisen ihn. Klingt berauschend, oder?

Das Einzige was uns daran hinderte, das Ziel zu erreichen, war nun eine ausführliche Drogenkontrolle an der Grenze zu Nordmazedonien.

Wir durften extra in eine Lagerhalle fahren, in welcher man die entblößte Wolke auch von unten akribisch durchsuchen konnte.

Der streng reinblickende Grenzbeamte entpuppte sich jedoch auch als lustiger Typ, sodass sich unsere Stimmung trotz seiner Schnüffelei zunehmend entspannte. Dennoch, wir brauchten nun ein neues Tagesziel:

Es war auch die letzte Nacht außerhalb der EU, wie sich später herausstellen sollte.

Eigentlich wollten wir uns noch ein bis zwei Tage Serbien anschauen, aber diese Nacht führte bei Michi und mir zu einem verstärkten Gefühl von: „I mog nimma.“ (Wie Michi es mehrmals erwähnte.)

Wir brauchten also einen Stellplatz und fanden einen schönen Stausee in der Grenzregion Nordmazedonien/Kosovo auf der Karte. Als wir ankamen wurde es bereits dunkel und das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war es ein bisschen frisch.

Es sind zwar einige Autos vorbeigefahren, uns wurde jedoch keine Beachtung geschenkt, bis dann doch auf eine Ausnahme: Kleinfamilie mit mazedonischem Kennzeichen. Der Mann sprach mich auf Deutsch an und erzählte, dass er mittlerweile in der Schweiz lebt. Er wolle uns nicht weiter stören, sondern nur sagen, dass wir hier nicht stehen bleiben sollten.

Auf meine Frage, was denn das Problem hier sei, meinte er, dass hier nachts einige zwielichtige Typen ab und zu herumschießen würden. Außerdem könne er sich vorstellen, dass sich unsere Wolke als geeignetes Ziel für deren Schießübungen anbieten würde.

Wir blieben nach all den Strapazen, konnten aber beide nicht wirklich schlafen, weil immer wieder Autos vorbeigefahren sind und verdächtig langsam wurden.

Nun ja, wir leben noch und es ist nichts passiert. Serbien haben wir aber ausgelassen und sind direkt weiter nach Ungarn.

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In Ungarn verbrachten wir nun die letzte Nacht, bevor es wieder hieß: Willkommen Wien, Studium & Arbeit.

Eigentlich wollten wir hier zum Abschluss nochmal klettern, aber das nach den letzten Wochen Unvorstellbare passierte: Es regnete.

Wolken-WG unterwegs! Woche III

Nach nur zwei Routen packten wir also zusammen und eierten um Mautgebühren zu vermeiden über Landstraßen bis an die Grenze und anschließend flotter zurück nach Wien.

Der Kilometerstand unserer Wolke beträgt nun knapp 4.000 km mehr, als bei Abfahrt.

Albanien wir kommen sicher wieder! Sowohl für die Klettergebiete bei weniger Hitze, als auch für die Menschen vor Ort. Was für ein unfassbar spannendes, gut gelauntes, wunderschönes Land!

Rückblick:
Woche I
Woche II