Wir erfüllten uns einen großen Traum und flogen nach Neuseeland
Schon lange träumte ich von den vergletscherten Berggipfeln der Southern Alps, den üppigen Küsten der West Coast und den saphirblauen Seen, die sich über die Insel verstreuen.
Um die Wildnis Neuseelands in all ihren Facetten zu erleben planten wir, meine Feundin und ich gemeinsam, einen ausladenden Roadtrip rund um die Südinsel und wir buchten vorab auch ein paar Hütten und Campingplätze für drei der insgesamt zehn Great Walks.
Wir packten also…
…unser Equipment und begaben uns auf einen der wohl längsten Flüge. Mit Entertainment an Board und zwei Zwischenstopps in Dubai und Sidney verging die Zeit doch schneller als gedacht und wir landeten schließlich an einem warmen „Sommertag“ in Christchurch.
Die Stadt auf der Südinsel wurde durch Erdbeben im September 2010 und Februar 2011 stark zerstört. Umso faszinierender war es diese wieder erblüht zu erleben! Wie das den Leuten wohl gelang?
Hippe Restaurants, lokale Breweries, sowie ein interessanter Mix aus Alt und Neu verleiht der Innenstadt ein ganz eigenes Flair.
Unsere erste Herausforderung dort galt jedoch der Suche nach einem mobilen Zuhause, welches uns durch die eindrucksvollen Landschaften kutschieren möge und zugleich eine „Homebase“ auf der Reise durch Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke, sein sollte. Ein etwas wackelig zum Campingmobil ausgebauter knallroter Van mit Baujahr Anfang der Frühen 90er ließ sich rasch finden – jedoch zu unserer vollsten Zufriedenheit!
Nun startet unser Abenteuer wirklich! Aber dennoch mit einem Kribbeln im Bauch, das Lenkrad ist rechts. Wird uns der Wagen gut begleiten?
Die Route führt zu Beginn in Richtung Süden – inmitten des atemberaubenden Mt. Cook Nationalpark. Zuerst ratterten wir über rollende Hügel und weite, grüne Wiesen bis sich die Ebenen in immer markantere Berge wandelten. Vorbei an Lake Tekapo und nach Lake Pukaki zweigten wir in das Tasman Valley ab, an dessen Ende sich Neuselands höchster Berg erhebt, Mount Cook mit 3.724 Metern.
Der erste Fixpunkt unserer Reise war die Wanderung zur Mueller Hut, einer Blechhütte gehobeneren Standards, welche sich auf einem Plateau über das eindrucksvolle Hooker Valley erhebt und inmitten von Gletschern und felsigen Gipfeln befindet. Wir bauten unser Zelt neben der Hütte geschützt von Steinwällen auf, um in der Nacht nicht all zu sehr vom Wind gestört zu werden.
Die Aussicht auf Mt. Cook und die umliegenden Gletscher, welche während der Nacht teils mit lautem Krachen zu Tale rauschten, war atemberaubend.
Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen war der wohl eindringlichste den ich je erlebt hab. Das ganze Hooker und Tasman Valley war in dichten Nebel gepackt. Einzig die höchsten Bergspitzen ragten aus dem dicken Nebelmeer empor.
So einzigartig und schön wie diese abgeschiedene Insel inmitten des Pazifiks bei Sonnenschein ist, ebenso heftig prägt sie das raue Wetter. Wind, Regen und Schnee zieht von der Tasman See über den Berggrat der Southern Alps.
Eine unvorhersehbare Schlechtwetterfront brachte uns in kurzer Zeit literweise Niederschlag und unseren Plan ordentlich durcheinander. Starker Regenguss und Erdrutsche zerstörten Hütten und Brücken entlang der geplanten Great Walks und ganz Fjorland, die südwestlichste Region auf der Südinsel war für einige Tage komplett von der Außenwelt angeschnitten.
Die geplanten Wanderungen am Routeburn- und Milfordtrack fielen für ins Wasser, stattdessen machten wir es uns eben für ein paar Tage in Wanaka und Queenstown gemütlich. Wir erkundeten die kleinen Ortschaften und genossen kleinere Tageswanderungen.
Trotz wiederkehrender Regenperioden und einer generell mäßigen Wettervorhersage brechen wir auf, um den dreitägigen Kepler Track zu erkunden. Insgesamt warten auf den ca. 60 km moosbewachsene Buchenwälder, eine reiche Vogelwelt, Tussock-Hochland, riesige Gebirgsketten, stürzende Wasserfälle, von Gletschern geschliffene endlos weite Täler, üppige Flussauen und bizarre Kalksteinformationen auf uns.
Übernachten werden wir auf der Luxmore Hut, einer typischen Berghütte Neuseelands, ausgestattet mit einem Ofen um nasse Kleidung zu trocknen, Gas zum Kochen und einem Matratzenlager im oberen Stock. Nach dem Motte „Pack it in, pack it out” wird Essen selbst mitgenommen und Müll am Trailhead, wie am Ende der Wanderung entsorgt. Deshalb heißt es für uns Essen für 3 Tage, sowie Zelt, Kocher und Schlafsack einzupacken.
Die erste Etappe führte uns über 23 km und 1.000 hm zur Luxmore Hut. Wir wanderten durch wunderschöne Urwälder entlang des Lake Te-Anau hinauf zur Bushline auf ca. 1.100 m, ein paar Höhenmeter oberhalb war unsere Hütte gelegen.
Die Hütten dort werden von Hutwardens des DOC (Department of Conservation) betrieben. Diese bieten je nach Möglichkeit ein tolles Zusatzangebot: so begaben wir uns am späteren Nachmittag auf einen Naturewalk rund um die Hütte, wo uns Wissen über die regionale Fauna und Flora der Region vermittelt, sowie alte Geschichten erzählt wurden.
Fjordland ist auch die Heimat der Keas. Sehr schlaue und freche Vögel, die einzige alpine Papageienart! Es heißt also, keine Jause oder wertvollen Gegenstände liegen lassen – da einige Keas, den Geschichten zufolge mit gestohlenem Gut bereits „Flights to Fiji“ unternommen und dort eindrucksvolle Fotos mit hochwertigen Kameras geschossen hätten.
Der nächste Tag führt über einen Kamm hinunter zur Iris Burn Hut, welche am Talboden einer idyllischen Landschaft samt Wasserfällen und mäandernder Flüsse liegt. Auf dem Weg zum Zeltplatz hatten wir schon einige Begegnungen mit den berüchtigten Keas. Auf dem Campingplatz jedoch wurden wir aus gutem Grund von DOC-Mitarbeitern darauf hingewiesen über Nacht alles Essbare aus dem Zelt zu entfernen und in sicherer Distanz zu lagern, da vor allem Nüsse und Brot die Keas anlocken würden. Was hingegen passiert, wenn man diesem Rat nicht folgt, das konnten wir uns am nächsten Tag ansehen: ein hungriger Vogel zerstörte innerhalb kürzester Zeit das bewohnte Nachbarzelt und bereitete den Schlafenden eine eher sehr unrunde Nacht, wie sie erzählten. Wir kamen glücklicherweise mit einem kleinen Loch in unserem Hubba Hubba davon. Die verspielten Vögel kann man sich, wie wir lernten, mit Wasser auf Distanz halten – klopft man von innen gegen das Zelt, sehen die Tiere das als Spielaufforderung an und wirken weiter auf alles ein, was ihrem kecken Gemüt und den zerstörerischen Schnäbeln in der Quere ist. Wir hatten zum Glück auch ein kleines Reparatur-Kit dabei, bei den Nachbarn hätte das allerdings nix mehr geholfen.
Die letzte Etappe – Tag 3 der Wanderung – führte uns schließlich wieder durch ein breites Tal über unzählige Brücken hinaus nach Te-Anau. Diese Wanderung stellte für mich ohne Zweifel das Highlight der Reise dar! Natur pur soweit das Auge reicht, Freiheit und Luxus, geboten durch hochwertiges Trekking-Equipment.
Meine „Lesson learned“ heißt aber: statt halbsteigeisenfesten Bergschuhen für mehrtägige Wanderungen in Zukunft leichteres, bequemeres Schuhwerk einzupacken. Ohne diese Erfahrung musste ich die letzten Meter barfuß zurücklegen, aber auch gut. Für diesen langen flachen Weg am letzten Tag waren diese Sohlen einfach zu starr. Umso überzeugter kann ich jedoch die leichten Zelte von MSR empfehlen. Ideal für Mehrtagestouren sind nicht nur das leichte Gewicht und die Standhaftigkeit des Materials, sondern auch das schnelle Auf- und Abbauen des Zeltes.
Zurück in Te-Anau bei „Big Red“ knatterten wir über Pässe und entlang von Urwäldern durch die Alpen der Südinsel bis wir dann endlich Meer in Sicht hatten. Entlang der West Coast genossen wir den Szenenwechsel und das beruhigende Meeresrauschen sehr. Vorbei an tausenden Schafen und riesigen Gletschern fanden wir geschützte Übernachtungsplätze. In der Nähe von Hokitika richteten wir unser Nachtlager am Parkplatz eines alten Hotels ein, welches „Tramper“ mit selbstgebrautem Bier und einer urigen Gaststube samt Livemusik willkommen hieß. Ein paar Gehminuten entfernt sollten wir eine Höhle finden, den Eingang zu finden hatte etwas gedauert, sich jedoch ausgezahlt: endlos Glühwürmchen! Tatsächlich präsentierte sich die Höhle zu später Stunde bald in einem faszinierenden, bläulich schimmernden Farbton von Leben hell erleuchtet.
Über den Arthur Pass ging es dann wieder zurück nach Christchurch, wo wir die letzten Tage verbrachten und nach einem Monat in Zelt und Auto noch ein paar Tage Stadt-Luft schnupperten.
Ein paar Tipps noch
Das Auto ist wohl eine der bequemsten Arten Neuseeland kennenzulernen. Wunderschöne Straßen, wenig Verkehr und geringe Höchstgeschwindigkeiten (zumindest mit unserem Van; Autos findet man z.B. auf trademe.co.nz) eröffnen tolle Blicke auf die Landschaft und ein großes Netz an Campingplätzen und Stellplätzen für die Nacht (meist gratis) machen das Reisen mit dem Auto sehr bequem. Es gilt jedoch zu beachten: nehmt immer genug Insektenschutz mit, es wimmelt nur so von Sandfliegen!
Ladet euch ein paar Apps (z.B. Campermate, Offlinemaps) zur Stellplatzsuche und Navigation herunter. So findet ihr leicht schöne Stellplätze und ihr erhaltet von anderen Campern interessante Infos hinsichtlich Zustand und Infrastruktur auf den Plätzen. Eines Abends parkten wir z.B. auf einem wunderschönen Platz direkt an einem See und wunderten uns wirklich sehr warum sonst niemand da war. Nach kurzer Recherche fanden wir es heraus: an dem Ort wimmelt es nur so von Ratten. Während wir auf unseren Handys nach neuen Stellplätzen suchten krabbelte schon die erste ungewollte Begleitung ins Auto…
Wenn ihr euch ein Auto kaufen, oder mieten wollt, dann achtet unbedingt darauf, dass es „self-contained“ ist. Also ihr euer eigenes Wasser, einen Abwassertank und ein mobiles WC dabei habt – denn nur dann dürft ihr unbeschwert an den meisten Plätzen kampieren!!!
Die „Great Walks“ sollten voraus gebucht werden! In der Hochsaison sind die bekannten Tracks wie der Milford, oder Routeburn Track rasch ausgebucht!
Es empfiehlt sich eine lokale SIM-Karte für die geplante Reisezeit zu besorgen.
Ansonsten gilt es dort für sämtliche Abenteuer bestens ausgestattet zu sein – unsere Packliste: leichtes Zelt inkl. Reparatur-Kit, leichte Schlafmatten und leichte Schlafsäcke, Outdoor-Küche, atmungsaktiver Wetterschutz und klima-flexible Bekleidung, wie komfortable Wanderschuhe und sehr viel Dryfood